Die peruanische Küche in der vor-spanischen Zeit (2)

Eine andere Legende, und zwar die der Gebrüder Ayar, die im 16. Jahrhundert von den Chronisten Juan de Betanzos, Sarmiento de Gamboa, Garcilaso de la Vega und Guamán Poma de Ayala aufgeschrieben wurde, zeigt die enge Verbindung der Landwirtschaft und der Küche für die Entwicklung der gesamten Kultur der Inka. Die Chronisten sind sich einig, dass die beiden Brüder Cachi und Uchu (das bedeutet Salz und Aji auf Quechua) eine wesentliche Rolle bei der Eroberung des Territoriums hatten. Später verwandelten sie sich in Gottheiten und trugen durch ihre Verköstigung zur Stärkung des Volkes bei. Einige Fachleute glauben sogar, dass die Vokabel Ayar (auf quechuan ayara = quinua silvestre) ein Hinweis auf die Quinoa ist, und dass der Eroberer Ayar Manco seinen Namen dem mango (Bromus mango) verdankt, einem andinischen Getreidekorn, das in Peru ausgestorben ist, aber in Chile und Argentinien noch vorkommt. Wissenschaftliche Studien, u.a. von Antonio Brack Egg (5) haben gezeigt, dass viele Pflanzen und Tiere bereits vor 10.000 Jahren domestiziert waren. Das scheint sehr logisch, denn Domestizierung fand statt, weil man etwas zu essen brauchte. Außerdem können wir den berühmten peruanischen Wissenschaftler Santiago Antúnez de Mayolo (6) zitieren, der in seinem Werk viele unbekannte Zutaten und Ernährungsweisen vorstellt, die für die indigne Bevölkerung eine große Rolle spielte. Bemerkenswert auch die Arbeit des Linguisten Julio Calvo (7), der uns in Erstaunen versetzt angesichts einer Vielzahl von Wörtern und speziellen Unterscheidungen, die nichts anderes beschreiben als ein bescheidenes Alltagsmahls. Wir wissen zwar, was die alten Peruaner gegessen haben, aber wie sie die Speisen zubereitet haben, bleibt ein Geheimnis. Schrift war nicht verbreitet und als die spanischen Eroberer kamen, zerstörten sie alles indigene Wissen: Die Angst vor der Inquisition, einem probaten Mittel der Unterdrückung, war groß unter der einheimischen Bevölkerung. Hinzu kommt das Vergessen, das auch der Angst geschuldet war.